Der Lebensraum der Igel hat sich in den vergangenen 50 Jahren stark verändert. Ursprünglich waren Igel in einer offenen, vielfältigen Kulturlandschaft zu Hause. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Verlust an Strukturen wurden sie in diesen Lebensräumen immer seltener.
Im Gegenzug waren Igel häufiger im Siedlungsraum anzutreffen, wo sie in durchgrünten Wohnquartieren neue Lebensräume fanden. In den vergangenen Jahren mehren sich nun aber die Hinweise, dass die Igelpopulation in der Schweiz abnimmt. Die bauliche Verdichtung, der Verlust wertvoller Grünflächen und der zunehmende Verkehr scheinen dem Igel zu schaden.
Um herauszufinden, wie es um die Igel im Kanton Thurgau steht, erforscht das Projekt «Wilde Nachbarn Thurgau» zurzeit mit Freiwilligen das Vorkommen des Igels im Kanton mittels Spurentunneln und Beobachtungsmeldungen. Im Rahmen der Aktion «Igel gesucht: Auf den Spuren des Insektenfressers im Thurgauer Siedlungsraum» werden dafür in verschiedenen Städten und Regionen des Kantons Spurentunnel aufgestellt und Igelbeobachtungen gesammelt.
Hannes Geisser, Leiter Naturmuseum Thurgau, präsentiert, wie ein sogenannter Spurentunnel funktioniert.
Nebst den Feldarbeiten durch Freiwillige werden über die Meldeplattform thurgau.wildenachbarn.ch das ganze Jahr über Beobachtungen von Wildtieren gesammelt. So kamen seit dem Gründungsjahr beinahe 3000 Datenpunkte zusammen.
Aufbauend auf den Ergebnissen der aktuellen Datenerhebungen sollen im nächsten Jahr Lebensräume für Igel im Thurgau besser miteinander verknüpft werden. Im
Folgeprojekt «Freie Bahn für Igel» wird 2025 – wiederum mit Freiwilligen – versucht, an geeigneten Orten Durchgänge zu schaffen, um den Igeln die Zugänge zu passenden Lebensräumen zu erleichtern.
Doch schon jetzt lässt sich im eigenen Garten oder in den Grünräumen der eigenen Wohnumgebung etwas für die kleinen Stacheltiere tun. Etwas mehr Wildnis, beispielsweise mit dem Aufschichten eines Asthaufens in einer Ecke des Gartens, schafft Rückzugs- und Schlafplätze für Igel und andere Kleintiere. Durchgänge durch Zäune oder Mauern zwischen Gärten ermöglichen ihnen den Zugang zu geeigneten Lebensräumen. Selbst auf dem Balkon oder der Dachterrasse lassen sich mit einer
naturnahen Bepflanzung Insekten – und damit indirekt die Igel und andere Wildtiere, welche sie fressen – fördern.